4 Schritte, wie du einem Obdachlosen auf Augenhöhe begegnest.
Sehr häufig berichten uns Menschen, dass Sie regelmäßig die selbe obdachlose Person sehen und so gerne den Kontakt zu ihr aufnehmen möchten. Sie würden diese Personen gerne kennenlernen, mehr über die hilfsbedürftige Person erfahren und ihr eine Aufmerksamkeit überreichen. Aber Sie wissen nicht so recht, wie sie auf zugehen können bzw. wie eine Begegnung auf Augenhöhe entsteht.
In diesem Blog erfährst du, weshalb du dir zu viele Gedanken um die Begegnung machst („Wie begegne ich der obdachlosen Person menschlich? Wie zeige ich ehrliches Interesse? Wie zeige ich dem Obdachlosen, dass ich ihn nicht eine Schublade stecke?“).
1. Augenhöhe bedeutet Kontakt auf Höhe der Augen
Zum leichteren Verständnis bedarf es einem Perspektivenwechsel. Die meisten Obdachlosen verbringen die meiste Zeit des Tages im Sitzen oder im Liegen. Wenn wir an einen Obdachlosen denken, dann ist es eine Person, die entweder sitzt oder liegt. Sie geht weniger spazieren oder steht vor ihrem Schlafplatz. Nun stell dir mal bitte vor, du wärst dieser Obdachlose, der auf der Straße sitzt oder liegt. Die Menschen laufen an dir vorbei und schenken dir nur selten ihre Aufmerksamkeit. Manchmal schmeißt dir eine freundliche Person ihre Spende in deinen Becher und geht weiter. Jetzt gibt es aber eine fremde Person, die stehen bleibt und dich kennenlernen möchte. Du sitzt also auf dem Boden, während diese fremde Person von oben auf dich hinabschaut. Ohne es nachzuspielen, wirkt es doch sehr bedrohlich und weniger vertraulich. Nicht wahr? Stell dir die gleiche Situation vor. Die fremde Person kniet sich zu dir hinunter oder setzt sich sogar neben dich. Wie wirkt diese Veränderung für dich? Es schafft Vertrauen und wirkt deutlich weniger bedrohlich!
2. Stelle dich mit deinem Namen vor.
Wenn du jemanden kennenlernst, dann stellst du dich mit deinem Namen vor. Meistens vergisst man ihn direkt wieder, aber der Wille zählt. Um in eurer Begegnung Nähe zu schaffen, ist es ein toller Schritt, wenn du dich mit deinem Vornamen vorstellst. Du öffnest dich dem Obdachlosen und zeigst ihm wahrhaftige Wertschätzung.
Glaub uns, die ersten drei bis vier Sätze mit einem NOCH fremden Obdachlosen sind meistens ein wenig hollprig. Obdachlose sind zurecht anfangs sehr misstrauisch, da sie zumeist viel Enttäuschung und Gewalt erleben mussten. Also verlasse deine Komfortzone und traue dich ein paar Fragen zu stellen, auch wenn nicht direkt ein Gespräch entsteht.
3. Zeig’ ehrliches Interesse an seiner/ihrer Geschichte.
Du hast dich bereits auf Augenhöhe begeben und dich namentlich vorgestellt. Vielleicht hast du bisher die meiste Zeit gesprochen und noch nicht so viel über den Obdachlosen erfahren.
Erfahrungsgemäß liegt der Redefluss zu 90% beim Obdachlosen, wenn du die ersten 10% investiert hast. Heißt, wenn der Obdachlose dir vertraut und du ehrliches Interesse zeigst, erfährst du seine Geschichte und erstaunliche Sichtweisen. Hier ein paar Fragen, die dich dahin führen.
„Kommst du von hier?“
„In welchen Städten warst du schon?“
„Wo verbringst du die Nacht?“
„Wie war die Nacht?“
„Verbringst du den Tag gerne an diesem Platz?“
Du wirst verblüfft sein, welche Lebensgeschichten hinter dieser hilfsbedürftigen Person verstecken. Sie lieben es diese Geschichten zu erzählen. Hinterfrage innerlich nicht zu stark die Plausi dieser Geschichten, vielleicht sind Abschnitte verloren gegangen oder hinzugekommen. Ist es bei uns nicht auch so?
4. Gehe davon aus, dass du ihm/ihr etwas schenken darfst.
Vermeide das Wort „ob“. Wenn du etwas schenken möchtest, dann mach es nicht zu einer Option. Teile deinen Wunsch mit. „Ich möchte dir diese Socken schenken“, „Ich möchte dir etwas mitbringen. Was darf ich dir mitbringen?“ Halte es für selbstverständlich, dass du dem Obdachlosen etwas schenken darfst. Unterwäsche, Socken und Hosen gehen immer.
Kleingeld ist ein Thema für sich. Natürlich haben viele die Befürchtung, dass der Obdachlose sich davon berauschende Mittel kauft. Aber wer sind wir, dass wir darüber mutmaßen dürfen?
Es sind erwachsene Menschen, denen wir mit Liebe und Anstand begegnen sollten. Alternativ kannst du natürlich für das Kleingeld einen Kaffee kaufen. Kaffee geht immer.