„In Deutschland braucht keiner obdachlos zu sein.“

Warum werden Menschen obdachlos?

Diese Frage stellen wir uns seit Jahren. Besonders in den kalten Wintermonaten können wir nicht verstehen, weshalb ein Mensch die Nächte auf der schonungslosen Straße verbringt. Die Straße schenkt dir weder Schutz, noch Wärme. Das einzige, was sie ausstrahlt ist Kälte. Eine Kälte, die deinen Schlafsack und deine Kleidung durchdringt. Eine Kälte, die deine Knochen zittern lassen. Eine Kälte, die bis in die tiefste Pore deines Körpers schmerzt. Eine Kälte, die tagelang anhält. Im Gespräch mit den Obdachlosen berichten uns diese, dass sie sich nicht an die Kälte gewöhnen können. Der Mensch ist einfach nicht für diese dauerhafte Kälte geschaffen. Hinzu kommt die Hoffnungslosigkeit, welche den Lebensmut nimmt. Trotzdem finden sich immer mehr Obdachlose, unter anderem bedingt durch die Pandemie, auf den deutschen Straßen. Behaftet von Vorurteilen wie „In Deutschland braucht keiner obdachlos zu sein.“ oder „Die (Obdachlosen) haben sich für dieses Leben entschieden.“ sind sie das letzte Glied der Gesellschaft. Menschen, die keiner vermissen würde, bezeichnen den Eingang von einer Boutique als ihren Schlafplatz. Wenige Quadratmeter, über den täglich hunderte oder tausende Menschen laufen, nennen sie ihren Ort der Ruhe. 

Aber warum werden Menschen obdachlos?

Schicksalsschläge als Ursache.

Fast immer wird jemand unter uns obdachlos, weil er/sie einen Schicksalsschlag erlebt und kein tragendes soziales Umfeld hat. Scheidung, Depression oder Tod eines geliebten Menschen führen zu einer Überforderung und die alltäglichen Aufgaben werden unlösbar. Wenn dann kein Halt durch Familie, Freunde oder Bekannte trägt, verliert man eine Perspektive, Routine und häufig als Erstes den Job.

Trauer führt zu Perspektivlosigkeit.

Schicksalsschläge sind häufig mit Schaum verbunden und nicht wenigen fällt es schwer Hilfe anzunehmen. Ein anderes Beispiel: Der Vermieter meldet Eigenbedarf an und das niedrige Einkommen erschwert die Wohnungssuche. Rücklagen oder geliehenes Geld gibt es nicht; demnach auch keine Überbrückung zum Überleben bis zur Hilfe.

Bürokratie begünstigt Obdachlosigkeit.

Viele berichten davon, dass sie nur übergangsweise auf der Straße leben wollten. Hoffnung auf (staatliche) Hilfe ist anfangs noch da. Dafür muss man seine Papiere zusammenhalten und ständig irgendwo vorzeigen. Auf der Straße werden deine Habseligkeiten durchnässt, gestohlen und zerstört. Ämter fordern nicht selten kompromisslos bestimmte Unterlagen an. Erst mit der Zusendung dieser Unterlagen erhältst du eine finanzielle Unterstützung.

Abwärtsspirale auf der Straße.

Monatelange Verzögerung oder Verweigerung der Ämter, weil bestimmte Unterlagen fehlen, führt zu einer Rebellion oder Resignation. Man fühlt sich ungewollt, ignoriert, wertlos. Alkohol und Drogen sind nicht die Ursache für die Obdachlosigkeit, sondern vielmehr das Ventil. Gebrochene Menschen, die durch den Schicksalsschlag so verletzt sind, greifen zum Teil zu Alkohol und Drogen, um den Schmerz zu betäuben.

 

Es gilt: Ohne Wohnung – keinen Job & ohne Job – keine Wohnung.

 

Entgegen dem Vorurteil müssen Menschen in Deutschland obdachlos sein.

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